
Spinnen faszinieren und polarisieren gleichermaßen. Manche Menschen betrachten sie mit ehrfürchtiger Bewunderung, andere empfinden Unbehagen, sobald sie einem dieser achtbeinigen Tiere begegnen. Doch unabhängig davon, wie du zu ihnen stehst, gibt es beeindruckende Exemplare, die allein durch ihre Größe Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht hast du schon einmal von besonders großen Spinnen gehört – aber welche Spinne ist eigentlich die größte? Die Antwort hängt davon ab, ob du nach der Beinspannweite oder der Körperlänge suchst. Werfen wir einen Blick auf die Rekordhalter unter den Spinnen und finden heraus, welche Arten in der Welt, in Europa und sogar in Deutschland zu den Giganten zählen.
Größe von Spinnen: Körperlänge und Beinspannweite
Wissenschaftlich wird die Größe einer Spinne in der Regel anhand der Körperlänge bestimmt. Die meisten offiziellen Angaben orientieren sich an diesem Maß, das den Abstand vom Vorder- bis zum Hinterleib beschreibt. Doch für die subjektive Wahrnehmung spielt die Beinlänge eine ebenso große Rolle.
Eine Spinne mit langen, ausladenden Beinen wirkt oft deutlich größer als eine mit massigem Körper, aber kürzeren Beinen. Besonders Arten mit großer Beinspannweite hinterlassen deshalb einen imposanten Eindruck, auch wenn ihre eigentliche Körperlänge vergleichsweise moderat ist. Wer sich also fragt, welche Spinne die größte ist, sollte beide Maße berücksichtigen.
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Die größte Spinne der Welt: Die Riesenvogelspinne
Unter all den beeindruckenden Spinnenarten gibt es eine, die unangefochten an der Spitze steht: die Riesenvogelspinne. Mit ihrem massigen Körper und beachtlicher Beinspannweite gilt sie als die größte Spinne der Welt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Theraphosa blondi, und sie gehört zur Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae).
Porträt von Theraphosa blondi
Diese imposante Art stammt aus den Regenwäldern Südamerikas, insbesondere aus Venezuela, Guyana, Suriname und Brasilien. Erwachsene Weibchen können eine Körperlänge von bis zu 12 Zentimetern erreichen, während ihre Beinspannweite beeindruckende 28 Zentimeter betragen kann. Damit übertrifft sie jede andere bekannte Spinne in Bezug auf ihre Masse.
Ihr Körper ist dicht mit braunen Haaren bedeckt, die nicht nur als Schutz dienen, sondern auch ein Abwehrmechanismus sind. Bei Bedrohung streift sie feine Brennhaare von ihrem Hinterleib ab, die in Augen und Schleimhäuten starke Reizungen verursachen können. Ihre kräftigen Kieferklauen sind mit Gift ausgestattet, das für den Menschen zwar nicht lebensgefährlich, aber dennoch schmerzhaft ist.

Ernährung und Lebensweise
Trotz ihres Namens ernährt sie sich nicht hauptsächlich von Vögeln. Stattdessen jagt sie vor allem Insekten, kleine Nagetiere, Amphibien und gelegentlich auch andere Wirbeltiere. Mit ihrem kräftigen Körperbau und den großen Cheliceren kann sie Beutetiere mühelos überwältigen.
Obwohl sie wegen ihrer Größe respekteinflößend wirkt, zeigt sie sich gegenüber Menschen eher zurückhaltend. In freier Wildbahn lebt sie versteckt in unterirdischen Bauten und verlässt diese meist nur zur Jagd oder während der Paarungszeit.
Die größte Spinne in Europa: Die Südrussische Tarantel
Europa ist nicht unbedingt für riesige Spinnen bekannt, doch es gibt eine Art, die sich in ihrer Größe von den meisten anderen abhebt: die Südrussische Tarantel. Sie gehört zur Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) und ist unter dem wissenschaftlichen Namen Lycosa singoriensis bekannt.
Porträt von Lycosa singoriensis
Diese Art lebt vor allem in den Steppenregionen Osteuropas und Zentralasiens, kommt aber auch in südlichen Teilen Russlands, der Ukraine, Ungarns und Rumäniens vor. Mit einer Körperlänge von bis zu 4 Zentimetern bei Weibchen und einer Beinspannweite von etwa 10 Zentimetern gehört sie zu den größten Spinnen des Kontinents. Ihr Erscheinungsbild ist an den Lebensraum angepasst. Der Körper ist bräunlich oder grau gefärbt, oft mit dunklen Musterungen, die für eine perfekte Tarnung sorgen.

Ernährung und Lebensweise
Wie andere Wolfspinnen jagt sie aktiv und baut keine Netze. Stattdessen lauert sie in Erdhöhlen auf Beute und stürzt sich blitzschnell auf vorbeikommende Insekten oder kleine Wirbeltiere.
Obwohl ihr Biss für Menschen nicht gefährlich ist, kann er schmerzhaft sein – vergleichbar mit einem Wespenstich. Allerdings zeigt sie sich wenig aggressiv und zieht sich meist zurück, wenn sie gestört wird. In manchen Regionen wird sie dennoch gefürchtet, da sie gelegentlich in der Nähe von Häusern auftaucht. In Wirklichkeit spielt sie jedoch eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie Schädlinge in Schach hält.
Die größte Spinne Deutschlands: Die Große Winkelspinne
Auch in Deutschland gibt es Spinnen, die durch ihre Größe beeindrucken. Die größte einheimische Art ist die Große Winkelspinne, die mit ihren langen Beinen und ihrer schnellen Fortbewegung oft für Aufsehen sorgt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Eratigena atrica, und sie gehört zur Familie der Trichterspinnen (Agelenidae).
Porträt von Eratigena atrica
Diese Spinne kommt in Wäldern, Kellern, Schuppen und Wohnhäusern vor. Weibchen erreichen eine Körperlänge von bis zu 18 Millimetern, während Männchen etwas kleiner bleiben. Durch die langen Beine kann ihre Spannweite bis zu 10 Zentimeter betragen, was sie zu einer der größten Spinnen Mitteleuropas macht.
Ihr Körper ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt, oft mit helleren Zeichnungen auf dem Hinterleib. Typisch für sie sind die langen, kräftigen Beine, die eine leicht behaarte Oberfläche haben.
Die Große Winkelspinne wird oft mit der Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) verwechselt, die ebenfalls in menschlichen Behausungen vorkommt. Letztere bleibt jedoch deutlich kleiner und hat oft einen weniger massiven Körperbau. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist die Beinlänge: Eratigena atrica hat im Verhältnis zum Körper deutlich längere Beine, wodurch sie insgesamt größer wirkt.
Ernährung und Lebensweise
Diese Spinne baut kein klassisches Fangnetz wie eine Kreuzspinne, sondern ein trichterförmiges Gespinst, das oft in dunklen Ecken, Kellern, Schuppen oder zwischen Steinen zu finden ist. Das Netz besteht aus einer großflächigen, ungeordneten Struktur, die in einen schmalen Trichter mündet, in dem die Spinne auf Beute lauert.
Sobald sich ein Insekt im Netz verfängt, spürt Eratigena atrica die Vibrationen und stürzt sich blitzschnell auf die Beute. Mit ihren kräftigen Kieferklauen (Cheliceren) beißt sie zu und injiziert ein Verdauungssekret, das die Beute verflüssigt. Danach saugt sie den weichen, vorverdauten Körperinhalt auf, während der leere Chitinpanzer zurückbleibt.
Diese Methode des Beutefangs macht sie zu einer effektiven Jägerin, die ohne aktiv umherzustreifen Insekten erbeutet. Ihr Verhalten ist typisch für Trichterspinnen und sorgt dafür, dass sie auch in menschlichen Behausungen erfolgreich Beute macht.
Die 10 größten Spinnen der Welt
Nicht alle großen Spinnen sind gleich. Manche beeindrucken durch ihre massive Körpergröße, andere durch ihre enorme Beinspannweite. Hier sind die zehn größten Spinnen der Welt, basierend auf ihrer Gesamtausdehnung und Körpermasse:
- Riesenvogelspinne (Theraphosa blondi): Kommt in Südamerika vor und erreicht eine Körperlänge von bis zu 12 cm sowie eine Beinspannweite von 28 cm. Sie gilt als die schwerste Spinne der Welt und jagt neben Insekten auch kleine Wirbeltiere.
- Jagdspinne (Heteropoda maxima): Lebt in Laos und kann eine Beinspannweite von bis zu 30 cm erreichen. Ihr Körper bleibt jedoch mit etwa 4,6 cm relativ klein. Sie bewegt sich extrem schnell und jagt ohne Netz.
- Brasilianische Riesenvogelspinne (Lasiodora parahybana): Stammt aus Brasilien und wird bis zu 10 cm lang, mit einer Beinspannweite von 28 cm. Sie gehört zu den beliebtesten großen Vogelspinnen in Terrarien.
- Goliath-Vogelspinne (Pamphobeteus antinous): Findet sich in den Regenwäldern Südamerikas und erreicht eine Körperlänge von etwa 9 cm. Sie sieht der Riesenvogelspinne ähnlich, ist aber etwas schlanker.
- Kolumbianische Rote Vogelspinne (3): Lebt in Kolumbien und Ecuador, wird bis zu 8 cm lang und hat eine Beinspannweite von etwa 20 cm. Auffällig sind ihre wehrhaften Beinbewegungen zur Abwehr von Feinden.
- Saphirbaumvogelspinne (Poecilotheria rajaei): Diese baumbewohnende Spinne aus Sri Lanka erreicht eine Beinspannweite von bis zu 20 cm. Ihr auffälliges Muster macht sie unverwechselbar.
- Chilenische Rosenvogelspinne (Grammostola rosea): Lebt in Chile, Argentinien und Bolivien, wird bis zu 8 cm lang und hat eine Beinspannweite von etwa 18 cm. Ihre friedliche Natur macht sie beliebt in der Terraristik.
- Kameleonspringerspinne (Phoneutria fera): Gehört zu den hochgiftigen Bananenspinnen aus Südamerika und erreicht eine Beinspannweite von bis zu 15 cm. Sie ist besonders aktiv und angriffslustig.
- Goldene Seidenspinne (Nephila pilipes): Kommt in tropischen Regionen vor und kann eine Beinspannweite von 15 cm erreichen. Sie baut riesige Netze, die sogar kleine Vögel fangen können.
- Große Winkelspinne (Eratigena atrica): In Europa verbreitet, erreicht sie eine Beinspannweite von bis zu 10 cm. Sie wird oft in Häusern angetroffen, ist aber völlig harmlos.
Diese Spinnen gehören zu den beeindruckendsten Vertretern ihrer Art. Einige von ihnen leben verborgen im Dschungel, andere sind sogar in unseren Häusern zu finden – aber jede hat ihre eigene Besonderheit.
Fazit: Die größten Spinnen der Welt im Überblick
Spinnen gehören zu den faszinierendsten Gliedertieren der Erde, und einige von ihnen beeindrucken nicht nur durch ihre Fähigkeiten, sondern auch durch ihre schiere Größe. Während die Riesenvogelspinne (Theraphosa blondi) mit ihrer massiven Körperlänge als schwerste Spinne der Welt gilt, kann die Jagdspinne (Heteropoda maxima) mit ihrer enormen Beinspannweite von bis zu 30 cm ebenfalls den Titel als „größte Spinne“ für sich beanspruchen.
Auch in Europa und Deutschland gibt es imposante Vertreter: Die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis) ist die größte Spinne des Kontinents, während in Deutschland die Große Winkelspinne (Eratigena atrica) als Rekordhalterin gilt. Trotz ihrer teils beachtlichen Größe sind die meisten dieser Tiere harmlos und scheuen den Kontakt mit Menschen.
Obwohl viele Spinnen einen eher schlechten Ruf haben, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie halten die Population vieler Insekten in Schach und zeigen ein beeindruckendes Jagdverhalten. Wer sich einmal genauer mit ihnen beschäftigt, wird schnell erkennen, dass diese Tiere mehr sind als nur ungebetene Gäste in dunklen Ecken – sie sind faszinierende Jäger mit beeindruckenden Anpassungen an ihre Umwelt.