
Hummeln gelten als sehr gute Bestäuber und werden sogar gezüchtet, um sie in Gewächshäusern einzusetzen. Auch in unseren Gärten sind sie gern gesehene Bestäuber – ohne Bestäubung kann es später immerhin keine Ernte geben. Hummeln haben es genau wie Wildbienen mit der modernen Landwirtschaft schwerer und stehen unter Schutz. Wer ihnen helfen möchte, muss auf zwei Details achten:
– Hummeln benötigen eine Möglichkeit zum Nisten, die sie nicht immer finden.
– In unmittelbarer Nähe zum Hummelkasten benötigen Hummeln vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein Nektarpflanzen. Es ist darauf zu achten, dass die blühenden Pflanzen keine gefüllten Blüten bilden. Diese versperren den Weg zum Nektar, die Kelche müssen offen bleiben.
Wer seinen Garten noch gestaltet, sollte heimische Pflanzen bevorzugen und auf Frühblüher und versetzte Blütezeiten achten. Am einfachsten ist es, einen ganzen Streifen im Garten mit einer Wildblumen-Wiese einzusäen. Es gibt in vielen Versandhandlungen passende Saatmischungen mit heimischen Wildblumen. Eine Nektarweide für Bienen ist zu bevorzugen.
Hummelkasten – was gibt es zu beachten?
Hummel ist nicht gleich Hummel – es sind rund 30 Arten, die allein in Deutschland vorkommen. Nur neun davon sind auch in unseren Gärten aktiv. Die Dunkle Erdhummel ist in unseren Gärten die häufigste Hummelart. Steinhummeln, Gartenhummeln und Wiesenhummeln sind oft anzutreffen, alle anderen Arten nur selten. Lediglich die Wiesenhummel wird keine Nisthilfen annehmen, sie nistet oberirdisch in Hecken.
Bei Hummelkästen gibt es Modelle, die dicht über dem Boden stehen und solche, die im Boden eingelassen werden. Beide Modelle sind noch in groß und klein zu unterteilen. Je nach Größe der Hummeln und Anzahl innerhalb der Kolonie ist der Platzbedarf zu wählen.
Hellgelbe und Dunkle Erdhummeln sowie Steinhummeln, Baumhummeln, Gartenhummeln und Distelhummeln benötigen die großen Größen. Von diesen Arten suchen die Dunkle Erdhummel und Distelhummel unterirdische Nester, die Gartenhummel ist flexibel
Bunte Hummeln nehmen kleine ober- und unterirdische Nester an, Sandhummeln bevorzugen kleine oberirdische Hummelkästen.
Welcher Hummelkasten soll es für den eigenen Garten werden? Wer einige Hummelfotos hat, kann diese verwenden, um die Hummelart zu bestimmen. Hummeln sind standorttreu, ihre überwinternden Königinnen suchen also an Ort und Stelle nach neuen Hummelkästen.
Genau dieses ist der nächste entscheidende Punkt: Der Hummelkasten muss bereitstehen, wenn die Königin sucht. Ist die Jahreszeit abgelaufen, steht der Kasten lediglich bis ins kommende Jahr im Regen. Dunkle Erdhummeln und Baumhummeln sind bei milden Witterungsbedingungen bereits ab Februar aktiv auf der Suche. Die anderen Arten sind ab März aktiv, nur Bunte Hummeln, Sandhummeln und als Spätzünder Distelhummeln sind ab April beziehungsweise Ende April auf der Suche.
Wer keine Ahnung hat, welche Hummelarten sich in seinem Garten tummeln, kann immer noch mehrere Hummelkästen unterschiedlicher Ausführung aufstellen. Die Erfolgsaussichten für Dunkle Erdhummeln sind am höchsten, die selteneren Arten brauchen die Hilfe jedoch nötiger. Wurde ein Hummelkasten einmal angenommen, wird er in den kommenden Jahren fast immer wieder angenommen.
Wie funktioniert ein Hummelkasten?
Hummeln haben eine instinktive Vorliebe für Mäusenester – ein Hummelkasten imitiert Mäusenester. Mäuse werden ihre Tunnel und Nester nur dort anlegen, wo es nach einem Regenfall nicht direkt unter Wasser steht. Genauso soll auch der Hummelkasten bei jeder Wetterlage im Innern trocken bleiben. Er muss auch Schutz bieten. Deswegen hat er eine massive Außenwand. Für die große Größe soll das Format mindestens bei 30 x 30 x 30 cm liegen, viel größer muss es dennoch nicht werden. Bis zu 500 Hummeln ist ein Volk groß.
Der Hummelkasten hat einen Deckel, der sich gut öffnen lässt. In das Innere kommt ein weiterer Kasten mit wenigstens 20 x 20 x 20 cm Größe. Dieser soll zu allen Seiten mindestens einen cm Abstand haben. Hier bietet sich eine Kiste aus Karton an, die auf Stegen steht. Zu den Seiten können Abstandshalter an die Innenseiten geschraubt werden. Dieser Karton soll vor der kommenden Saison samt Inhalt getauscht werden. Weil eine Hummelkönigin im alten Nest überwintern könnte, ist ganz vorsichtig vorzugehen.
Der Karton wird zum Boden mit einer Schicht aus Stroh, unbehandeltem Rindenmulch oder Ähnlichem gefüllt. Darauf kommt eine Schicht aus feinerem Einstreu, beispielsweise Hanfstreu, diese schimmelt und verfault nicht so schnell. Die mittlere Schicht schließt mit der Öffnung zur Außenwelt ab. Wer den Karton in die Kiste einlässt, kann durch deren Öffnung alles anzeichnen.
Auf der Ebene zur Öffnung kommt weicheres Material wie Kapok, trockenes Moos oder Baumwollfasern. Der Karton soll aber nicht bis oben hin gefüllt werden.
Die Hummelkönigin freut sich über unterschiedliche Materialien und sucht sich das aus, was sie für den Anfang benötigt. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, widmen sich diese dem weiteren Innenausbau.
Hummelfeinde
Wie so oft im Tierreich haben auch friedliche Hummeln ihre Feinde. Es gibt beispielsweise Kuckucks-Hummeln, die in fremden Nestern ihre Eier ablegen. Das wäre bereits schlimm. Damit ihre Eier sicher durch die Arbeiterinnen gepflegt werden, töten sie die Königin oder vertreiben sie. Sie annektieren dadurch das fremde Hummelnest gewaltsam und machen es zu ihrem eigenen.
Eine weitere große Gefahr sind Wachsmotten. Diese dringen in die Hummelnester ein, legen ihre Eier ab und verschwinden. Die schlüpfenden Raupen fressen die Waben samt Inhalt und können ganze Hummelvölker vernichten.
Es gibt Hummelkästen mit speziellem Eingang gegen Wachsmotten. Zur Ansiedlung der Königin muss der Eingang jedoch weit geöffnet sein. Erst später wird die Hauptklappe geschlossen und die Eingangsklappe über mehrere Tage in den Abendstunden gesenkt, bis sie aufliegt. Hummeln können die Klappe anheben, Wachsmotten nicht.
Auch aromatischer Lavendel bewährt sich zur Vertreibung der Wachsmotten. Motten im Allgemeinen mögen keinen Lavendel, weswegen Lavendelsträuße einst in Kleiderschränken hingen. Doch selbst die aromatischsten Lavendelblüten werden ihren Geruch verlieren.
Eine andere Möglichkeit der Bekämpfung besteht in dem Bakterium Bacillus thuringiensis kurstaki. Dieses ist für Hummeln ungefährlich, für die Larven der Wachsmotten jedoch tödlich.
Es mag weitere natürliche Feinde der Hummeln geben. Die gefährlichsten sind aber wohl die Hummel-Wachsmotten und die Kuckucks-Hummeln. Hummeln horten immerhin keinen Honig, der Honigdiebe anlocken könnte.
Der richtige Standort für den Hummelkasten
Die Innentemperatur ist für den Hummelkasten extrem wichtig. Im Frühjahr mag ein wenig Sonnenschein sehr hilfreich sein, im Sommer kann er das ganze Hummelvolk abtöten. Genau deswegen soll der Hummelkasten immer an einer geschützten Schattenstelle stehen. Wird diese Stelle im Frühjahr schnell durch wachsende Pflanzen beschattet, ist auch das zielführend.
Ergänzend ist darauf zu achten, dass das Ausflugloch nicht zur westlichen Wetterseite zeigt. Dieses soll zur geschützteren Ostseite weisen – im Osten geht die Sonne auf. Es kann nicht schaden, einen Regenschutz über dem Hummelkasten anzubringen. Hier wäre selbst eine alte Wellblechplatte geeignet. Der Hummelkasten wird umso länger halten.
Wer einen unterirdischen Hummelkasten anlegt, sollte eine erhöhte Stelle wählen, die selbst nach Dauerregen nicht unter Wasser steht. Der Kasten darf noch einige cm aus der Erde schauen. Wichtig ist, dass ein Teichspiralschlauch mit 25 mm Außendurchmesser durch die Öffnung in den Karton mündet. Zur Innenseite darf der Schlauch nicht überstehen, sonst finden die Hummeln den Ausgang nicht. Das Schlauchstück muss also zum Karton mit gutem Klebeband befestigt werden.
Damit der Hummelkasten nicht später in der Erde versinkt, sollte nur so tief wie notwendig gegraben werden. Für die bessere Drainage kann auch grober Kies in das Loch gegeben werden, um darüber eine Terrassenplatte zu legen. Sobald diese in der Waage ist, wird der Hummelkasten darauf gestellt.
Nachdem der Hummelkasten in die Erde gelassen wurde, soll der Schlauch nur ein bis zwei cm aus dieser hervorschauen. Am einfachsten ist es, den Schlauch zu verkorken, alles einzugraben und den Schlauch auf passender Höhe abzutrennen.
Weiterhin soll der unterirdische Hummelkasten unter einem Regenschutz verschwinden. Dieser kann das Wasser direkt dorthin leiten, wo es in eine Senke und nicht zurückfließt.
Hummelkönigin anlocken
Die Hummelkönigin ist auf der Suche nach alten Tiernestern passender Größe. Wer im Bekanntenkreis Mäusehalter findet, soll sich deren alte Nestwolle geben lassen. Diese kann zum Teil im Hummelkasten auf Höhe des Ausgangs liegen. Zum Teil kann sie auch vor dem Eingang liegen, hier verflüchtigt sich jedoch der Geruch sehr schnell.
Alternativ sollte Moos, etwas Nistmaterial und trockenes Laub vor den Eingang oder in dessen Nähe gelegt werden. Gibt es in unmittelbarer Nähe alte Mäuselöcher, wären diese zu verschließen. Wer bereits blühende Kübelpflanzen hat, kann auch diese in die Nähe der Hummelkästen stellen. Es hilft zudem, die Hummelkästen in die Nähe alter Steinmauern zu stellen oder einen Steinhaufen aufzuschichten.
Sobald eine Hummelkönigin einmal sicher eingezogen ist, sollte nach Einbruch der Dunkelheit alles entfernt werden. Ansonsten wird eine weitere Königin angelockt und will denselben Hummelkasten für sich beziehen.
Damit das Anlocken klappt, muss es die Jahreszeit sein, in der die Königinnen auf der Suche sind. Sie fliegen über blühende Pflanzen oder an geeigneten Stellen im Zickzack und tragen noch keine Pollenpakete. Sobald sie diese tragen, haben sie bereits ein Nest. Sie tragen Pollen in dieses Nest, um die erste Brut durchzukriegen. Während der Brutpflege bleiben die Königinnen im Nest.
Sobald die Königin ständig zum Hummelkasten fliegt und solche Pollenpakete hineinbringt, hat sie das Nest angenommen. Hummeln möchten ungestört sein. Wer sie beobachtet, soll ganz vorsichtig sein. Im Idealfall wird eine kleine Kamera auf den Eingangsbereich ausgerichtet, um alles von der App zu beobachten.
Hummeln brauchen ihre Ruhe
Gerade für die Nestpflege beanspruchen die meisten Tierarten Ruhe für sich selber, Hummeln machen keine Ausnahme. Sie möchten am Hummelkasten nicht gestört werden. Dieser muss deswegen an einer ruhigen Stelle stehen, wo nicht ständig der Rasenmäher dröhnt oder der Hund buddelt.
Viel unproblematischer ist es, die Hummeln auf Blüten zu beobachten. Einige Pflanzen erzeugen sehr viel Nektar und Pollen, sie sind deswegen für Hummeln ideal. Gute Beispiele sind Krokus, Fingerhut, Kapuzinerkresse, Echte Katzenminze, Pfefferminze, Salbei, Lavendel, Sonnenblumen oder auch Luzerne, Borretsch, Rotklee sowie Beeren- und Obstgehölze.
Ohne eine Nektarweide helfen einem weder Bienenhotel noch Hummelkasten. Mit blühenden Pflanzen und summenden Bestäubern kommt Leben und Atmosphäre in den Garten.